Viele Kunden der SAP, die aktuell SEM-BCS nutzen, stehen aufgrund des Auslaufens der Plattform vor der mehr oder minder dringenden Frage, mit welchem Konsolidierungssystem und auf welcher technischen Basis es in der Zukunft weiter gehen soll. Der Blick ist dabei vor allem auf das Jahr 2025 gerichtet, ab dem seitens der SAP die Standardwartung für SEM-BCS basierend auf Netweaver eingestellt werden soll.
Die direkte Migration zum neuen strategischen Konsolidierungstool der SAP, dem Group Reporting basierend auf S4/HANA (in-memory-Plattform), erscheint vielen Kunden als zu komplex. Diese Thematik hat auch die SAP erkannt und für das stärker etablierte BW/4HANA Anfang 2019 das BCS/4HANA zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich zwar nicht um ein 1:1 Abbild des SEM-BCS, es ist aber im Wesentlichen das gleiche System. Statt auf einer NetWeaver-Plattform zu basieren, nutzt es nun sogenannte aDSO (advanced DataStoreObjects), die an die Performance der HANA Datenbank angepasst wurden.
BCS/4HANA umfasst im Wesentlichen die gleichen Funktionen wie das bisherige SEM-BCS (mit EHP 1 bis 8) zuzüglich einiger neuer Funktionalitäten. Diese betreffen zum einen ein einfacheres und flexibleres Customizing, eine Erweiterung der programmierten Buchungslogik und eine leistungsfähigere Prozessierung der Konzernabschlüsse. Diese sowie einige funktionale Einschränkungen werden im Folgenden kurz beschrieben.
Bei den Innovationen von BCS/4HANA im Vergleich zum herkömmlichen SAP SEM-BCS (EHP 1-8) handelt es sich konkret um die folgenden:
- Möglichkeit der Erstellung von Einzelselektionen durch Upload in der Workbench und vereinfachte Bearbeitung durch Download, Anpassung und Upload
- Methodenzuordnung abhängig von Stammdaten der Konsolidierungseinheiten
- Versionsabhängige Definition bzw. Zuweisung von
-
- Kontierungstypen
- Buchungs- und Erfassungssperre
- Neubewertung latenter Steuern bei Änderung des Steuersatzes
- Möglichkeit von Statusänderungen des Monitors innerhalb der Workbench mit zahlreichen Selektionsoptionen
- Funktionalität zur automatischen Bereinigung eines fehlerhaften Monitorstatus (initial bzw. irrelevant) nach entsprechend auslösenden Änderungen im Customizing
- direktes Lesen von Meldedaten aus Datenstrom durch Aktivierung in Konsolidierungsgebiet
- direktes Kopieren von Einzelposten (Belegen?) mit entsprechend reduzierter Laufzeit
- Verbesserte Benutzerfreundlichkeit bei der Erfassung manueller Belege (z.B. automatischer Vorzeichenwechsel)
- Erweiterte Konsistenzprüfungen (Aktivierung im Konsolidierungsgebiet) beim Stornieren von Belegen (z.B. hinsichtlich zwischenzeitlich gesperrter Positionen)
- Vorgang Anpassung der Erstkonsolidierung innerhalb der automatischen Kapitalkonsolidierung auch nach dem Erstkonsolidierungs-Zeitpunkt
- Korrektere Nutzung von Bewegungsarten innerhalb der automatischen Kapitalkonsolidierung (bisher nur über Modifikation möglich)
- Definition von Vorgängermaßnahmen auch über Perioden hinweg möglich
- Neuerungen im Zusammenhang mit Restatements
-
- Vereinfachte Durchführung eines rollierenden Forecasts
- unterschiedlichen Hierarchieversionen für jedes hierarchiefähige Merkmal
- Möglichkeit zur Unterdrückung der sofortigen automatischen Invertierung von Belegen
- Mehrfachselektion von Konsolidierungskreisen in der Einzelposten-Anlistung
Allerdings gibt es innerhalb des BCS/4HANA kleinere funktionale Einschränkungen im Vergleich zum herkömmlichen SEM-BCS, wie z.B. die folgenden:
- die in SEM-BCS enthaltene XBRL-Funktionalität wurde gelöscht
- die Kapitalkonsolidierung unterstützt folgende Funktionalitäten nicht mehr:
-
- Einbeziehungsart Komplementär-Konsolidierung
- Vorgänge Beteiligungsabschreibung und Beteiligungszuschreibung
- Gewinnverwendung im Anschluss an die GuV
- komplexe (z.B. versionsübergreifende) BW-Queries müssen ggf. vom Anwender angepasst werden
- keine Verwendung mehr von Business Functions (die entsprechenden Funktionalitäten bis EHP8 sind immer aktiviert, lassen sich aber in der Regel an anderen zentralen Stellen des Customizings steuern)
Eine technisch unterstützte Umstellung auf BCS/4HANA kann zum jetzigen Zeitpunkt nur durch die sog. in-place conversion erfolgen. Gemäß Planungen der SAP sollen in Zukunft weitere Möglichkeiten, wie z.B. die remote Konvertierung, hinzukommen.
Die in-place conversion wird direkt auf dem existierenden
System durchgeführt und setzt SAP BW/4HANA voraus. Bei einer vorher eventuell notwendigen Migration von BW zu HANA muss SAP_BW 750 respektive SEM-BW 748 installiert sein, was möglicherweise ein
zusätzliches vorgelagertes Upgrade notwendig macht. Bei der eigentlichen Umstellung setzt eine Transfer Toolbox die BW Objekte von ‚alt‘ auf ‚neu‘ um, vorhandene Daten in den BW Objekten werden
in die neuen InfoProvider migriert. Die Umstellung gliedert sich in die Konvertierungsphase, die Upgrade Phase sowie die Post-Upgrade Phase.
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